Sub rosa: unter der Rose gesprochen
Die Redewendung „Sub Rosa“ hört man heute nur noch selten. Vor allem im 19. Jahrhundert wurde sie häufig verwendet. Aber immerhin: der lateinische Ausspruch ist doch auch heute noch einigen bekannt. „Sub rosa dictum“ heißt es korrekt und bedeutet zu deutsch „unter der Rose gesprochen“. Woher kommt dieser Spruch eigentlich und was bedeutet er?
Wie so oft fängt es bei den alten Griechen und den Römern an, also in der Antike. So war der griechische Gott Harpokrates der Gott der Verschwiegenheit, der „Herr des Schweigens“. Ihm sollen vom Gott der Sinnlichkeit, Cupido, einige Rosen mit der Bitte zugeschickt worden sein, eine Liebesaffäre seiner Mutter Venus unter Verschwiegenheit zu halten. Hier wird, so sieht es aus, das erste Mal eine Verbindung zwischen Verschwiegenheit und der Rose, es sollen weiße gewesen sein, dargestellt.
Daraus hat sich kurz „sub rosa“ als die Redewendung „unter Rosen gesprochen“ entwickelt. So wurden die Teilnehmer an Besprechungen im alten Rom mit an der Decke befindlichen Rosen zur Verschwiegenheit ermahnt. Alles, was unter der Rose gesagt wurde, sollte unter dem Siegel der Verschwiegenheit bleiben. Auch Weinbecher wurden mit Rosen umwunden verziert: Der Trinker sollte erinnert werden, beim Trunk nichts auszuplaudern. Nicht bekannt ist ob es geholfen hat.
Sub rosa in der Kirche
Nachdem die organisierte christliche Kirche sich mit der antiken Rosenverehrung angefreundet hatte (siehe Rose im Christentum), wurde sie sogar zur christlichen Symbol-Pflanze und wurde bei der Gestaltung von Kirchen wenigstens in zwei Bereichen berücksichtigt. Einmal wurden Rosen als Fensterrose in Kathedralen dargestellt. Vor allem aber führte die Symbolik der Verschwiegenheit dazu, dass Beichtstühle mit Rosen versehen wurden, meist als Schnitzerei. Dem Priester wurde also „unter der Rose“, d. h. vertraulich gebeichtet.
Später, ab der Periode des Hochmittelalters, wurden Rosensymbole in Ratssälen oder an der Tür von Sitzungssälen mit der gleichen Zielsetzung angebracht. Auch in großbürgerlichen Wohnungen findet man später Stuckrosen oder Rosetten über Tischen: Die Familienangelegenheiten oder geschäftlichen Belange, die hier besprochen wurden, sollten verschwiegen, diskret, also „entre nous“ (unter uns) behandelt werden und bleiben.
Für das unter der Rose Gesagte galt auch beim Geheimbund der Rosenkreuzer absolute Vertraulichkeit. Zur Bekräftigung trugen sie die Rose sogar in ihrem Namen und nahmen die weiße Rose als ihr Symbol.