Rose von Jericho – das Wüstenwunder
Beschäftigt man sich mit der Rose von Jericho, auch Auferstehungspflanze genannt, ist es zunächst etwas verwirrend, denn es gibt die sog. echte Rose von Jericho, zum anderen gibt es aber auch eine unechte Rose von Jericho. Eines haben beide gemeinsam: Es sind keine Rosen im botanischen Sinne. Die Namensgebung kommt eher daher, dass man früher allen Pflanzen, die man als wertvoll erachtete, den Namen Rose verliehen hat. Was hat es aber nun auf sich mit der Rose von Jericho?
Die echte Rose von Jericho
Die echte Rose von Jericho (Anastatica hierochuntica) ist ein Kreuzblütler. Ihr wesentliches Verbreitungsgebiet liegt in Jordanien, Israel, dem Sinai und teilweise Nordafrika. Sie soll aus dem sogen. Heiligen Land durch Kreuzfahrer, also zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert, später auch durch Pilger in Europa bekannt geworden sein. Nüchtern betrachtet sieht sie aus wie ein Knäuel aus Wurzeln oder Ästchen.
Die unechte Rose von Jericho
Botanischer Name ist Selaginella lepidophylla, sie ist ein Moosfarngewächs. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in Übersee: in den Wüstengebieten von Texas, Arizona bis El Salvador. Auch diese Pflanze sieht aus wie ein Knäuel, hier aber eher einem Knäuel Farn oder Koniferen oder Moosgewächsen ähnlich.
Beide Pflanzen trocknen bei Trockenheit völlig aus, d. h. die Sprossen oder Austriebe der Pflanze rollen sich ein. Diese Knäuel haben den Zweck die Samen der Pflanze zu schützen. Beim nächsten Regen öffnet sich die Pflanze wieder und gibt die Samen frei.
Beide Pflanzen sind extrem genügsam. Sie sind sehr widerstandsfähig gegen Hitze und Trockenheit, sie wachsen nur in Wüsten oder wüstenähnlichen, also wasserarmen Gebieten. Beide Gewächse sind quasi tote Pflanzen, deren scheinbares Erwachen durch einen physikalischen Vorgang (sagen wir mal „Vollsaugen“ mit Wasser) geschieht. Eine biologische Assimilation findet nicht statt. Dieser Vorgang lässt sich sehr oft wiederholen, manche Quellen geben Jahre an, andere Angaben sprechen von beliebig bis unendlich. (Die letztgenannten Angaben dürften doch eher unwahrscheinlich sein).
Oft finden sich bedauernde Hinweise, dass es in aller Regel bei uns nur die unechte Rose von Jericho (auf Weihnachtsmärkten, in Esoterikläden, Kräuterläden sowie im Versandhandel im Internet) zu kaufen gäbe. Aber: Die echte Rose von Jericho wird nicht grün „aufblühen“, sie hat keinen stark ausgeprägten „Aufblüh-Effekt“. Rein optisch gesehen hat man also eigentlich mehr von der unechten Rose von Jericho.
Mythen und Brauchtum, Glaube und Aberglaube
Allerlei Geschichten ranken sich um die Rose von Jericho, in Glaube und Aberglaube spielt sie eine Rolle, insbesondere aber auch im Brauchtum früherer Zeiten und den oft daraus entstandenen Mythen. Nachprüfbar sind diese Überlieferungen natürlich meist nicht.
Nach einem alten Brauch wurde die Rose von Jericho jeweils zu Weihnachten und Ostern gewässert und so zu diesen hohen christlichen Feiertagen „erweckt“. In einem Haus, in dem sie aufbewahrt wird, soll Glück und Segen herrschen, Reichtum soll einkehren und die Bewohner sollen besonders geschützt sein. Unter das Bett gestellt soll sie auch das Einschlafen fördern. Ihrem Sud wurde eine heilkräftige Wirkung zugesprochen.
Maria, die Mutter Jesu, soll sie auf der Flucht nach Ägypten gesegnet und ihr so ewiges Leben verliehen haben. Im Mittelalter wurde die Pflanze, wohl aufgrund dieser Legende und ihrem wundersamen Verhalten, mancherorts als heilige Pflanze verehrt.
In östlichen Ländern wurde als Zeichen des Glaubens an die Auferstehung angeblich früher den Särgen oder Gräbern Verstorbener eine Rose von Jericho beigelegt.
Im späten Mittelalter haben Hebammen die Rose von Jericho an das Wochenbett gestellt. Es sollte die Geburt erleichtern, wenn beim Einsetzen der Wehen die Rose von Jericho gewässert wurde. Beim Erblühen sollte dann das Kind das Licht der Welt erblicken. Diese Rose von Jericho wurde dem neuen Erdenbürger geschenkt und er hielt sie zeitlebens als Glücksbringer für ein langes Leben in Ehren.
Eine neuzeitliche, aber offensichtlich nicht bewiesene Behauptung ist die Aussage, dass die Rose im feuchten Zustand die Raumluft von z.B. Zigarettenrauch reinigen und im getrockneten Zustand Motten abwehren würde. Ich habe dies nicht getestet, denn in meinen Kleiderschrank lege ich lieber duftende Lavendelsäckchen.
Und so wird die Rose von Jericho behandelt
Wenn Sie sich eine Rose von Jericho besorgt haben, können Sie diese leicht pflegen und über viele Jahre erhalten.
Zum Aufblühen legen Sie die Pflanze so in eine kleine Schale, dass die Unterseite im lauwarmen Wasser steht. Es kann nicht schaden, sie dabei einmal kurz mit ein wenig lauwarmen Wasser von oben anzufeuchten. Von der Verwendung heißen Wassers rate ich ab, da das zwar das Aufblühen beschleunigen mag, aber die Haltbarkeit der Pflanze verringert.
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Nach relativ kurzer Zeit – meistens innerhalb 90 Minuten bis zu einige Stunden (je nach Pflanze und Raumklima) geht die Pflanze auf und zeigt ihre ursprüngliche Form, wobei die echte Rose von Jericho braun bleibt.
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Die unechte Rose von Jericho (Selaginella lepidophylla) hat sich dagegen in großen Teilen wieder in sattem Grün geöffnet.
Nach ca. 1 Woche sollten Sie die Pflanze wieder trocknen lassen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Normalerweise ist die Pflanze nach ca. 2 Wochen wieder ausgetrocknet. Sie sollte sorgfältig, trocken und warm aufbewahrt werden. Der Vorgang der Auferstehung dieser Pflanze ist zu jeder Jahreszeit möglich. Eine weitergehende Pflege und Behandlung, wie z.B. Reinigung oder gar Düngung, ist in keinem Fall notwendig.
Wer sich näher mit der Rose von Jericho beschäftigen möchte, dem seien folgende Bücher zu empfehlen. (für weiterführende Informationen bitte auf das Buchcover klicken)
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Die Rose von Jericho
von Torkild Hinrichsen
Verlag: Husum
2010
Die Rose von Jericho – Leben aus der Wüste
Das Geschenkbuch mit dem Wunder der Natur. In diesem sorgfältig gestalteten Geschenkbuch finden Sie Texte großer Autoren wie Khalil Gibran, Charles de Foucauld oder Antoine de Saint-Exupéry. Die beigelegte „Rose von Jericho“, die im Wasser zu neuem Leben erblüht, ist ein eindrucksvolles Sinnbild für die Lebenskraft aus der Wüste.