Hermann Hesse: Rosenliebhaber
Hermann Hesse (1877-1962) wurde insbesondere durch seinen Roman Der Steppenwolf zu einem der weltweit meistübersetzten und -gelesenen deutschen Autoren. Daneben zählen Siddhartha und Das Glasperlenspiel zu seinen erfolgreichsten Büchern. Zu seinen wohl bekanntesten Gedichten gehört Stufen aus dem Jahr 1941. Hesse war ein begeisterter Gärtner und Rosenliebhaber und so hinterließ er uns auch das wunderschöne Rosengedicht „Der Duft der Rose“.
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Hermann Hesses Bücher wurden in 70 Sprachen übersetzt und erreichten bis zu seinem 50. Todestag im Jahr 2012 eine Weltauflage von rund 150 Millionen Exemplaren. Seine Bücher fanden Eingang in die kalifornische Hippiebewegung in den USA der 60er und 70er Jahre. 1968 wählte die Hard-Rock-Band Steppenwolf („Born to be wild“) ihren Namen nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Hesse. Seine Anziehungskraft hat er bis heute nicht verloren.
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Hermann Hesse, geboren am 2. Juli 1877 im schwäbischen Calw, war schon als Jugendlicher eigensinnig und von Depressionen geplagt, hatte zeitlebens eine innere Zerrissenheit, war immer auf der Suche nach dem Sinn der Existenz. Er erlebte zweimal in seinem Leben eine dramatische Krise. Im Klosterseminar Maulbronn, in das er mit 14 Jahren kam, hielt er es nur ein halbes Jahr aus. In dieser Zeit seiner ersten Krise, in der ihm die Einengungen bürgerlicher Existenz erstmals stark bewusst wurden, überlebte er einen Selbstmordversuch, den er als 15-Jähriger unternahm und dem 2 Aufenthalte in Nervenheilanstalten folgten.
Von 1895 bis 1898 machte Hesse in Tübingen eine Lehre als Buchhändler und arbeitete bis 1903 in verschiedenen Buchhandlungen in Deutschland und in der Schweiz. Während dieser Zeit erschienen auch seine ersten Buchveröffentlichungen: im Herbst 1898 der Gedichtband „Romantische Lieder“, an dessen Veröffentlichung sich der damals 21-Jährige finanziell beteiligte und im Sommer 1899 sein erster Prosaband „Eine Stunde hinter Mitternacht“. Beide mit nur mäßigem Verkaufserfolg. Erst sein Roman Peter Camenzind, der 1904 erschien, brachte den Durchbruch. Von nun an konnte Hesse als freier Schriftsteller leben.
Im selben Jahr, 1904, zog er nach Gaienhofen auf der Halbinsel Höri am Bodensee und begann seine freie Tätigkeit als Schriftsteller und Mitarbeiter verschiedener Zeitungen. 1907 baut er dort sein eigenes Haus. Hier legte der begeisterte Gärtner einen großen Garten an, in dem er nicht nur Blumen, sondern auch Gemüse, Beeren und Obstbäume pflanzte. Gartenarbeit war für ihn meditative Entspannung. Hesse lebte insgesamt 8 Jahre in Gaienhofen, wo auch seine drei Söhne Bruno, Heiner und Martin zur Welt kamen. 1912 zog er mit seiner Familie wieder in die Schweiz, zunächst nach Bern. Eine Anhäufung persönlicher Schicksalsschläge führten Hesse 1916 in seine zweite große Lebenskrise. Während einer Psychoanalyse bei Carl Gustav Jung begann er mit dem Malen. Nach anfänglichem Experimentieren mit verschiedenen Maltechniken, findet er schließlich zu seiner farbenfrohen Aquarellmalerei. 1919 verlegte er seinen Wohnsitz ins Tessin, nach Montagnola, wo er bis zu seinem Tod mit 85 Jahren lebte. Hermann Hesse starb am 9. August 1962. Seine Grabstätte ist auf dem Friedhof St. Abbondio in Gentilino in der Nähe von Montagnola.
Hermann Hesse und die Literaturkritik
Hermann Hesse, der eigenbrötlerische Dichter, der die Einsamkeit liebte und zurückgezogen fernab der Metropolen lebte, polarisiert. Entweder als Schriftsteller geliebt und geehrt – Hermann Hesse erhielt 1946 den Nobelpreis für Literatur und 1955 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels – oder als Guru der Protestbewegung der 60er Jahre, ewiger Rebell gegen alles Bürgerliche und weltfremder Sinnsucher und Nabelbeschauer abgetan. Besonders bei einigen deutschen Literaturkritikern kommt Hesse nicht gut weg. Sie meinen, keine Merkmale großer Literatur in seinen Werken finden zu können und stellen ihn in die Ecke der trivialen „Lebenshilfeliteratur“. Doch all dem zum Trotz berührte und berührt Hermann Hesse Generationen. Die Anziehungskraft seiner Bücher ist ungebrochen.
Nichts auf der Welt ist dem Menschen mehr zuwider,
als den Weg zu gehen, der ihn zu sich selber führt“Hermann Hesse, Demian
Diesen Weg ist Hesse zeitlebens gegangen und diesen Weg hat er in seinen Texten verarbeitet. Möglicherweise ist Hermann Hesse bei manchen auch deshalb nicht beliebt, weil sie genau an diesen Weg nicht herangeführt werden wollen?
Volker Michels, langjähriger Lektor im Suhrkamp Verlag und bekannt als Hesse-Herausgeber, setzt sich in seinem interessanten Artikel Prügel für den Steppenwolf auf faustkulur.de mit einem der wohl bekanntesten Hesse-Kritiker Marcel Reich-Ranicki auseinander. Niemand kennt Hesse wohl so gut wie Volker Michels, der sich seit Anfang der 1970er-Jahre mit dem Werk Hermann Hesses beschäftigt. Seit 2005 liegt die vollständige Werkausgabe Sämtliche Werke in 20 Bänden vor.
Hesse ist kein Autor für den klassischen Erfolgsmenschen. Wenn Sie das leben, was Hesse in seinen Büchern vermittelt, können Sie nie irgendwelche Boni einheimsen – er stört beim Geldverdienen! Wer Hesse schätzt, dem ist skrupellose Ellenbogenmentalität fremd.“ Volker Michels Quelle: Focus online
Hermann Hesse zu entdecken oder wieder neu zu entdecken, ist auf jeden Fall lohnend. Eine gute und übersichtliche Zusammenstellung über Hesses Lebensstationen und sein Leben als Schriftsteller und Maler findet man bei der Fondazione Hermann Hesse in Montagnola.
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Wer mehr über den Menschen Hermann Hesse erfahren möchte, dem sind die beiden nebenstehenden Bücher zu empfehlen.
(für mehr Informationen bitte auf das Buchcover klicken)
Weitere Informationen über Hermann Hesse im Internet:
Hermann-Hesse-Portal der Sparkasse Pforzheim Calw
Hermann-Hesse-Museum in Calw
Hermann-Hesse-Haus in Gaienhofen
Hermann-Hesse-Höri-Museum in Gaienhofen