Heilende Düfte: Riechen – der Königsweg in die Seele? – Interview mit Prof. Dr. Dr. Dietrich Wabner
Prof. Dr. Dr. Dietrich Wabner ist apl. Professor für Chemie an der TU München und Präsident von NORA International, einer Gesellschaft, die die Forschung zur therapeutischen Anwendung ätherischer Öle fördert. Er arbeitet seit vielen Jahren praktisch und wissenschaftlich mit ätherischen Ölen. Sein besonderes Interesse gilt den Rosenölen. Er hat über 40 Rosenöle aus weltweiter Produktion untersucht und charakterisiert. Er hält Vorlesungen, Vorträge, Seminare und Workshops zu verschiedenen Themen der Aromatherapie für Therapeuten und Laien und gilt international als einer der fundiertesten Kenner der Aromatherapie.
Herr Professor Wabner, Sie haben sich besonders intensiv mit dem Rosenöl beschäftigt. Hat Sie Ihre Liebe zu den Rosen zur Beschäftigung mit dem Rosenöl und darüber schließlich auch allgemein zur Aromatherapie geführt? Fing alles mit der Rose an?
Prof. Wabner: Tatsächlich haben mich Rosen seit meiner Kindheit fasziniert und natürlich deren wundervolle und unterschiedliche Düfte. Aber ich bin auch noch Chemiker und da haben mich die Eigenschaften der Naturstoffe allgemein und hier die Düfte der Natur interessiert. Ich hab mich in England zum Aromatherapeuten ausbilden lassen und gebe diese Therapieform nun an unsere Ärztinnen und Ärzte und das Pflegepersonal weiter.
Sie bezeichnen das Riechen als den „Königsweg in die Seele“, sprechen auch von einer Art „therapeutischem Parfüm“. Wie funktioniert dieser Weg des Duftes in unsere Seele?
Prof. Wabner: Duftstoffe docken an die Rezeptoren der Cilien, der Riechhärchen in der Nase an. Dabei entstehen Potentiale, die extrem schnell weitergeleitet werden vor allem ins Limbische System. Dies ist der Bereich des Gehirns, den Sigmund Freud das Unbewusste nannte. Hier sind unsere Erinnerungen und Gefühle gespeichert. Die Düfte lösen dort Reaktionen mit den Neurotransmittern aus.
Wie lange hält diese Wirkung, die das Riechen eines Duftes in uns ausgelöst hat, noch an, wenn wir ihm nicht mehr ausgesetzt sind?
Prof. Wabner: Düfte werden im Limbischen System gespeichert und bleiben uns lebenslang erhalten. Wir nennen dies das „Duftgedächtnis“.
Wenn man sich längere Zeit in einem bedufteten Raum aufhält, nehmen wir den Duft ja meist nach einiger Zeit nicht mehr bewusst wahr. Wir haben uns daran gewöhnt, während eine andere Person, die den Raum neu betritt, den Duft deutlich riecht. Wirkt der Duft trotzdem noch auf uns, auch wenn wir ihn nach einiger Zeit gar nicht mehr bewusst wahrnehmen?
Prof. Wabner: Unser System schützt uns vor Dauerbelastung mit bewusster Duftwahrnehmung. Im Unbewussten wirken sie aber weiter.
Nun gibt es auch Menschen, die schon immer oder in Folge einer Erkrankung einen schwach ausgeprägten Geruchssinn haben. Auch im Alter soll der Geruchssinn manchmal ähnlich dem Seh- und Hörsinn nachlassen. Lösen die Duftmoleküle auch bei diesen Menschen eine Wirkung aus oder empfiehlt sich in solchen Fällen besser die Aufnahme der ätherischen Öle über die Haut?
Prof. Wabner: Solche Anosmotiker können auch ein bisserl riechen mit dem Trigeminus-System auf den Wangen neben der Nase. Das ist aber kein Vergleich mit dem „realen Riechen“. Ausserdem kann man das Riechen üben. Dafür gibt es therapeutische Ansätze.
Für die Raumbeduftung gibt es neben der klassischen Wasserverdunstung in einer Duftlampe u.a. auch Streamer, Diffuser und sogar kleine USB-Sticks, die man an den Computer anschließen kann und die auch mittels Ultraschall vernebeln. Gibt es Vor- und Nachteile dieser unterschiedlichen Methoden? Welche Art der Beduftung bevorzugen Sie persönlich?
Prof. Wabner: Man muss vermeiden, dass die etherischen Öle zu stark mit Sauerstoff belastet werden, dann oxidieren sie nämlich und werden für uns wertlos und könnten sogar Störungen verursachen. Ich rieche am Fläschchen und benutze einen einfachen Zerstäuber-Aufsatz auf den Fläschchen, wenn ich den Duft in den Raum bringen will.
Was passiert emotional in uns, wenn unsere Nase bzw. unser Gehirn speziell
den Duft der Rose wahrnimmt?
Prof. Wabner: Die Signale des Rosenöls erregen im Limbischen System den Thalamus zur Produktion von Enzephalinen, dies sind körpereigene Opiate. Diese Neurotransmitter bringen Wohlfühlen, gute Laune und ein bisserl Berauschtheit.
Rosenöl gehört zu den besonders wertvollen und teuren ätherischen Ölen. Daher kommt es wohl für die Duftlampe pur seltener in Frage. Welche ätherischen Öle harmonieren besonders gut mit dem Rosenöl und verstärken sogar im Sinne einer Synergie dessen Wirkung?
Prof. Wabner: Rosenöl harmoniert mit allen anderen etherischen Ölen. Es kommt nur auf die gewünschte Wirkung an um eine interessante Komposition zu gewinnen.
Verraten Sie uns noch eine Rosenöl-Mischung, die uns hilft, uns in besonders schwierigen emotionalen Situationen wieder ins Gleichgewicht zu bringen?
Prof. Wabner: Rosenöl und Lavendel beruhigen und machen ausgeglichen, Rosenöl und Grapefruit oder Neroli muntern auf und erleichtern das Loslassen.
Herr Professor Wabner, herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit für meine Fragen genommen haben!
Das Interview wurde am 22. Mai 2013 geführt.
Ätherisches Rosenöl erstklassiger Qualität und natürlich auch andere ätherische Öle sowie Hydrolate, Zubehör und Literatur zur Aromatherapie gibt es bei Professor Dietrich Wabner im Shop der WADI-GmbH.
www.EtherischeOele.de
U.a. gibt es dort auch folgende Manuskripte zum Thema Riechen und Rosenöl:
Dietrich Wabner, Riechen- Königs-Weg in die Seele?
Dietrich Wabner, Die Heil-Kunst der Rose
Dietrich Wabner, Duft des Herzens – Rosenöl
Zur Aromatherapie sind auch folgende Bücher von ihm erschienen:
Dietrich Wabner, Christiane Baier: Aromatherapie: Grundlagen, Wirkprinzipien, Praxis, Elsevier Urban&Fischer Verlag München
Dietrich Wabner: Taschenlexikon der Aromatherapie: Die etherischen Öle, Hydrolate und Trägeröle, Verlag Systemische Medizin Bad Kötzting
Für den Erhalt der etherischen Öle in Europa und den Weiterbestand der Aromatherapie gegen die Widerstände der Europäischen Union und der Industrie-Lobbyisten in Brüssel kämpft N.O.R.A.-International die Natural Oils Research Association.